Levator-Abriss

Eine Geburtsverletzung der Beckenbodenmuskulatur

Erfahrungsbericht und Hilfsangebot

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Betroffener M. puborectalis

Der Beckenboden als Herausforderung

Levator-Abriss – Ein Angebot an betroffene Frauen

 

Was ist der Levator-Abriss

Der Levator*-Abriss ist eine Geburtskomplikation mit teilweise schwerwiegenden Folgen, die den meisten Menschen und sogar Schwangeren unbekannt ist.

„Lange Zeit wurden die Beckenbodenschäden nach vaginaler Geburt stiefmütterlich behandelt.“ ¹


 

Die Geschichte beginnt: Eine dramatische Geburt

2020 freut sich Claudia Huber aus Berlin auf ihr erstes Kind. Doch die Geburt entwickelt sich dramatisch. Das Baby wird mit Hilfe der Saugglocke in die Welt geholt. „Es fühlt sich an, als ob das Kind dem Körper entrissen wird“ erinnert sich Claudia Huber. Ein Dammriss muss nach der Geburt versorgt werden. Zusätzlich entsteht ein schwerwiegender Beckenbodenschaden, der das Leben von Claudia Huber verändern wird. Schmerzen sind seitdem ihr täglicher Begleiter.

 

Ursachensuche: Wie lautet die Diagnose?

Was war bei der Geburt genau passiert? Einige Wochen nach der Geburt wird in der Geburtsklinik die Diagnose gestellt, sie lautet: Einseitiger Levator-Abriss (Levator-Avulsion)**.

Eine niederschmetternde Aussage: Ein Levator-Abriss kann unter anderem Senkungsbeschwerden, Inkontinenz, Schmerzen am Steißbein, an den Sitzbeinhöckern sowie beim Laufen hervorrufen.

 


Vergebliche Suche: Gibt es eine Therapie?

Die Diagnose für die unsäglichen Schmerzen war gefunden und benannt. Doch die Suche nach einem Therapie- und Hilfeangebot in verschiedenen Städten Deutschlands blieb weiterhin erfolglos. Selbst vielen Fachärzten und Therapeuten, sogar Experten in Beckenbodenzentren war der Levator-Abriss unbekannt.

 

Trotz mancher Therapie-Maßnahmen zeigte sich aus medizinischer Sicht in der Folge kein Heilungsweg. Immer wieder zerstörte Hoffnungen, das Gefühl, allein gelassen zu werden – und das unter andauernden Schmerzen.

Diese fehlende Aussicht auf eine Lösung ruft schnell ein Gefühl der Ohnmacht hervor. In dieser Situation, stark zu sein, Mut und Hoffnung nicht zu verlieren, ist unendlich schwer.

 

Es ist schlimm was mit uns gemacht wird, dass der weibliche Körper in seiner ganzen Beschaffenheit nicht gesehen wird. Für mich wird der medizinische Blick geradezu abgewendet von der Problematik, von dem ganzen Schmerz dieser Verletzung (nicht nur der Levator-Abriss, auch Erkrankungen) - was mir noch grausamer erscheint, ist das nicht genaue hin schauen auf das was helfen könnte. Es werden veraltete Praktiken wiederholt und für neues wird sich meiner Meinung nach geradezu verschlossen“ erkennt Claudia Huber.

 

Claudia Huber - Feel the Heal, Beckenbodenverletzung nach Geburt, Geburtstrauma
Digital Collage von Claudia Huber

Ein Wink des Schicksals

Nach diesen ebenso erkenntnisreichen wie enttäuschenden Erfahrungen, mit dem Wissen, dass es offenbar keine medizinische Lösung geben wird, reift in Claudia Huber dennoch der Gedanke, dass es so nicht weiter gehen kann. Nach der letzten Untersuchung, als sie auf dem Parkplatz steht, den Blick zum Himmel richtet und ihr Schneeflocken ins Gesicht fallen, wird ihr plötzlich bewusst, dass ihre Heilung anders geschehen muss.

 

Das neue Leben

Kurze Zeit später, stößt sie bei Recherchen auf eine Therapeutin/Trainerin und Coach in der Schweiz, die sich auf Beckenbodentherapie spezialisiert hat. Es folgen Besuche in Zürich und Onlinetermine via Zoom. Ein Tor hat sich aufgetan, hinter dem sich bald schon abzeichnet, dass ein richtiger Weg eingeschlagen wurde. Eine Behandlung bei einer passenden Osteopathin*** bringt noch einen zusätzlichen positiven Schub: „Seitdem ist es wie ein neues Leben.“, sagt Claudia Huber heute.

Claudia Huber - Feel the Heal, Beckenbodenverletzung nach Geburt, Geburtstrauma
Digital Collage von Claudia Huber

 

 

„Mir war nicht klar, dass ich meinen Beckenboden in meinem ganzen Selbst betrachten muss und nicht gelöst vom Rest des Körpers. Der seelische und körperliche Schmerz hat mich erstmal dazu gebracht, mich von meinem Beckenboden zu distanzieren. Doch mein Wille mich mit meinem Schoß wieder zu vereinen war so mächtig! Ich habe Wege gefunden, die Behandlungen, die Menschen, die Übungen, meine Kraft … die mich in meiner ganzen Größe wachsen lassen.

Ich habe sehr viel gelernt und kann immer darauf zurückgreifen. Heilung habe ich gelernt anders zu begreifen und umzusetzen. Ich möchte Expertin meines Körpers sein! Das Gefühl, mit Levatorabriss, sich selbst zu bestimmen, dass wünsche ich Betroffene, du bist nicht alleine!“


 

Angebot an betroffene Frauen

Claudia hat auf ihren Weg, den sie weiter verfolgt, sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt. Sie kennt das Leid der betroffenen Frauen sehr gut und hat selbst erfahren müssen, dass es beim Thema Levator-Abriss jede Menge Desinformationen und viel zu wenig hilfreiche Unterstützung gibt.

Claudia Huber weiß, das es eine Änderung der gewohnten Denkweise bedarf, um sich für den Weg zu öffnen, dass Heilung auch anders geschehen darf, und sie ist bereit, jede Frau zu unterstützen, die sich auf diesem Weg einlässt.

 

Ich kann nicht zurück und es ungeschehen machen- ich kann aber aus der Erfahrung heraus es zu etwas "besseren" machen - dazu gehört auch mein Leben in all seinen Farben zu leben und anderen Frauen damit zu unterstützen. Ich möchte einen Raum für Betroffene öffnen, für ihre eigene Heilung und damit sie wieder in die Lebensfreude, Inspiration und Motivation finden“, wünscht sich Claudia Huber.

 

Feel the heal

  • Claudia Huber bietet betroffenen Frauen heute einen Raum des Zuhörens und Verstehens. Es gibt bei ihr Tipps abseits von Operationen und Medikamenten, um einen Weg zu gehen, der zu mehr Freude im Leben führt, und den negativen Internet-Informationen etwas Positives entgegensetzt. Dafür bietet Sie einen Raum via Zoom.
  • Ein persönlicher Instagram- und Facebook Account hilft, dass das Thema besser wahrgenommen wird. „Es ist Zeit, dass sich etwas ändert und Frauen nicht mehr im Stillen leiden müssen.“ sagt Claudia Huber
Malübung
Malübung
  • In Zukunft möchte Claudia Huber sich den Wunsch erfüllen, einen Kunst-Atelierraum einzurichten. Hier will sie Betroffene noch besser unterstützen: Mit in Achtsamkeit ausgeübter Kunst, einer Annäherung an den eigenen Beckenboden in jedem Zustand, um diesen wirklich kennen, schätzen und lieben zu lernen. So kann ein neuer Zugang zu sich selbst und der Liebe für sich gefunden werden. Malübungen, die, auch über das reine Beckenbodenthema hinaus, zu einer Bereicherung im Leben werden, helfen dabei. Malen ist nur ein Mittel in diesem Angebot (dafür braucht es keine Vorkenntnisse), es wird nicht grundlegend verwendet.

Es ist ein Punkt in meinem Programm, dass diese Arbeit, diese Investition in sich und seine Gesundheit eine Art von Selbstliebe ist und ich sie als ausschlaggebend sehe um eine Heilung, eine Besserung des Levator Abrisses erreichen zu können."

 

 

Claudia Huber, Feel the heal
Claudia Huber - Feel the heal

Zu Person: Claudia Huber, achtunddreißig Jahre, Studium der Kunstgeschichte und Pädagogik an der Goethe Uni in Frankfurt am Main. Arbeit in der Kunstwerkstatt "Eastend Atelier" in Ffm. Seit 2018 in Berlin als Ergotherapeutin in einer Tagesstätte kreativ mit chronisch psychisch erkrankten Menschen. Dies ist zumeist kunsttherapeutische Einzelarbeit, in der die Klienten üben, sich mit Achtsamkeit in Kunst zu vertiefen und sich so zu konzentrieren.

 

Kontakt:

Claudia Huber,

Tel:: 0163-4715122,

Email: info@feeltheheal.de

Facebook: Claudia Huber Vamosletsheal

Instagram: #claudiaHuber_vamosletsheal

 

 


 

Interview mit Claudia Huber und Claudia Götz von Beckenbodenmodell.de am 16.03.2022

 

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Glossar

* Levator, M. levator ani: Der Muskel besteht aus drei Anteilen (M. puborectalis, M. pubococcygeus und M. iliococcygeus), die gemeinsam die innere Schicht des Beckenbodens bilden.

 

** Levator-Avulsion: Eine Avulsion (traumatischer Abriss) des M. levator ani tritt bei bis zu einem Drittel der Erstgebärenden auf, die eine vaginale Geburt haben. Meist ist der Abriss rechtsseitig lokalisiert. Konkret ist der M. puborectalis betroffen, wobei die perianalen Muskelfasern retrahiert sind.

Quelle:https://www.universimed.com/at/article/gynaekologie-geburtshilfe/geburtstraumata-kurz-langzeitfolgen-52441

 

*** „Eine passende OsteopathIn zu finden, die den Körper in seinem ganzen wahrnimmt und auch auf die Selbstverantwortung und Selbstwahrnehmung der Patientinnen setzt“, „... die nicht nur an der Verletzung, sondern auch an der Haltung, Sitzposition, Bewegung arbeitet. - Es ist mühsam, keine Frage- es ist nicht, ich mache ein paar Behandlungen und dann geht es einem besser.“

Ich finde es auch wichtig, dass Betroffene verstehen, nicht gleich aufzugeben und das man oft ausprobieren muss und sich rein fühlen sollte, um für sich die passende Behandlung zu finden. Zudem sind es auch Behandlungen die von der Krankenkasse nicht gezahlt werden und oft auch von MedizinerInnen kritisch betrachtet werden.

 

Quelle

¹ https://www.aerzteblatt.de/archiv/202437/Beckenbodenschaeden-Besser-als-bisher-ueber-Risiken-vaginaler-Geburten-aufklaeren